Wenn vom Fesseln die Rede ist, dann fallen meist Wörter wie Bondage oder Fesselspiele. Dabei haben die meisten Menschen schnell ein bestimmtes Szenario im Kopf. Was dabei gerne vergessen wird ist, dass Bondage für verschiedene Leute eine völlig andere Bedeutung haben kann. Manchmal fällt dann im Gespräch auf, dass die Vorstellungen eigentlich weit auseinander liegen. Da gerade die Vielfalt im BDSM-Bereich eine große Rolle spielt wollen wir hier mal auf die verschiedenen Arten des Fesselns eingehen. So eine Liste ist natürlich nie vollständig und soll eher einen Ausblick auf die Vielfältigkeit geben.
Zweckmäßiges Bondage
Wenn der Partner einfach nur fixiert werden soll, in einem romantischen Setting oder weil es gerade für die Szene notwendig ist, dann geschieht dies oft mit eher einfachen Mitteln. Auch wenn das Bondage bei BDSM-Praktiken eine sehr große Rolle spielt machen viele nur das Nötigste um die Fixierung so zu erreichen wie sie gerade gebraucht wird. Wenn Seile benutzt werden, dann sind diese eher kurz und werden zweckmäßig eingesetzt. Da kunstvolles Einwickeln hier keine Rolle spielt werden aber auch oft andere Utensilien benutzt, wie zum Beispiel Handschellen, Ledermanschetten oder was eben gerade zu greifen ist. Dabei ist allerdings etwas Vorsichtig geboten, da nicht alles womit man fesseln kann auch wirklich geeignet und sicher ist. Im Zweifelsfall ist es immer eine gute Idee eine Sicherheitsschere in Reichweite zu haben.
Gefühlvolles Fesseln
Beim Fesseln kann es sehr gefühlvoll und intim werden. Dies kann noch zusätzlich verstärkt werden, wenn beide Personen sich völlig und ausschließlich auf den Moment konzentrieren. Hierfür eignet sich insbesondere alles was nicht schnell geht, da das Fesseln ausgedehnt werden kann um viel Zeit und Raum für das Miteinander zu geben. Das Ziel ist weniger das Fertigwerden, sondern eher bestimmte Gefühle beim Fesseln zu vermitteln. So können langsame Bewegungen wie ein Streicheln sein. Schnelle Bewegungen mit mehr Kraft hingegen können zusätzlich das Machtverhältnis demonstrieren. Genauso kann auch ein Moment, von dem an das Wehren nicht mehr möglich ist, lange aufgebaut und besonders gefühlvoll inszeniert werden. Eine Lage Seil die sich nach der Anderen enger zieht oder ein Schloss mehr, dass an Ort und Stelle einschnappt und die Bewegung weiter einschränkt, kann plötzlich eine ganze Gefühlswelle auslösen und sehr intensiv erlebt werden.
Kampffesseln
Das genaue Gegenteil vom gefühlvollen Fesseln ist wohl das Fesseln in einem Kampf. Obwohl natürlich auch hier alles einvernehmlich sein muss, wird dies für einen Moment vergessen. Das Opfer verhält sich so als würde es nicht gefesselt werden wollen. Besonders reizvoll ist dieses Spiel, wenn das Opfer körperlich auch wirklich unterlegen ist und sich nicht zurückhalten muss. Denn je mehr Widerstand gebrochen werden kann, desto höher ist auch das Gefühl der Hilflosigkeit. Aber auch die psychologische Komponente ist hier nicht zu vernachlässigen. Da es sich ja um einen spielerischen Kampf mit geplantem Ausgang handelt, ist es ohnehin schwierig in der Opfer-Rolle die gesamte Kraft freizusetzen. So kann auch ein eigentlich körperlich überlegenes Opfer am Ende unterliegen. Im Zweifelsfall können aber vorher auch Handicaps gesetzt werden, indem zum Beispiel schon vor dem Kampf die Oberarme an den Körper gefesselt, die Füße zusammengebunden werden oder ähnliches.
Künstlerisches Bondage
Fesseln jeglicher Art können auch einen besonders künstlerischen oder ästhetischen Wert haben. So kann zum Beispiel ein Opfer sehr aufwändig in Seilen verschnürt sein, die den Körper betonen oder durch mehr oder weniger komplexe Muster einfach schön anzusehen sind. Genauso kann aber der Einsatz von einem einzelnen Paar Handschellen auf einem Foto, zusammen mit dem richtigen Szenario, eine ganze Menge Aussagekraft haben. Oder es kann mit Seil oder Gewebeband auch Kleidungsstücke für einen besonderen Anlass geschaffen werden. Die Gründe können genauso verschieden sein wie die Ergebnisse. Oft ist es allerdings so, dass sehr viel Zeit in das Schaffen der Werke fliest und kaum Gelegenheit für Intimität oder Gefühle lässt. Diese entstehen dann aber spätestens beim Betrachten der fertigen Arbeit. Eine interessante Eigenart des kunstvollen Fesselns ist, dass die Fesseln oft keinerlei Ausbruchssicherheit bieten und sich teilweise sogar ungewollte von alleine lösen.
Auftritte oder Performances
Im Grunde sind Auftritte auch eine Art von künstlerischem Bondage. Allerdings weit mehr für den Moment geschaffen. Denn hierbei wird der Akt des Fesseln sehr hervorgehoben und dramatisiert. Dies geschieht mit gut abgestimmten Bewegungen, die oft mit Musik und Lichteffekten unterlegt sind. Ein wenig Schauspielerei ist auch nicht selten und kann den Auftritt noch interessanter gestalten. Solche Auftritte haben sehr viel Ähnlichkeit zum Tanzen auf einer Bühne und folgen normalerweise einer vorher eingeübten Choreographie. Ziel ist es dabei das Publikum mitzureißen und zu unterhalten. Sehr viel seltener, aber dennoch vorhanden, sind Performances die nur zwischen den beteiligten stattfinden und ohne Publikum auskommen. Auch hier sind es zum Beispiel die rhythmischen Bewegungen zur Musik, die sich bei einem eingespielten Pärchen wie ein Tanz anfühlen können und das Abtauchen in eine eigene Welt ermöglichen können.
Selfbondage
Zuallererst wirkt Selfbondage auf die meisten Menschen wie ein Ersatz für „richtiges“ Fesseln, wenn kein Partner zur Verfügung steht. Dies ist so allerdings nicht richtig. Zwar kann Selfbondage auch ein Ersatz für das Fesseln mit einem Partner sein, wird aber von einigen Menschen auch in einer Partnerschaft weiter ausgelegt. Nicht unbedingt, weil der Partner kein Interesse am Fesseln hat, sondern weil Selfbondage eine ganz eigene Palette an Anforderungen und Belohnungen darstellt. Zum einen ist da die Planungsphase. Eine Selfbondage-Session sollte vor der Durchführung ausgiebig geplant werden. So eine Planung kann fordernd sein, aber auch Spaß machen und die Vorfreude steigern. Die Durchführung lässt einem mehr Zeit mit sich selbst, da die Gedanken nicht von einem Partner abgelenkt werden können. Ebenso ist der komplette Ablauf manchmal schon im Vorfeld festgelegt und man kann sich dem dann auch nicht mehr durch geschickte Worte oder Betteln entziehen. Zusammen mit der Befürchtung, dass doch etwas schief gehen könnte und zu einer unangenehmen Situation führen kann (Bitte unbedingt einen Sicherheitsschlüssel vorbereiten!), entsteht hier schnell ein besonders intensiver Nervenkitzel. Aber auch das Vorbereiten einer Selbstfesselung für den Partner kann reizvoll sein. Hier muss allerdings immer berücksichtigt werden, dass nicht immer alles nach Plan läuft und der Partner absagen, sich verspäten oder überraschen Besuch mitbringen könnte. Bei Online Beziehungen kommt es auch vor, dass die auszuführende Session vom Partner geplant und eventuell ein Stück weit überwacht wird.
Desweiteren kann auch im weitesten Sinne auch von Selfbondage gepsrochen werden, wenn jemand eine Fesselung erst an sich selbst, statt am Partner, ausprobiert. Aber dies ist eher selten damit gemeint.
Zusammenfassung
Wie immer gilt, dass es so viele Variationen wie Menschen gibt. Es gibt keine klaren, sondern nur fließende Grenzen zwischen den verschiedenen Varianten. So können fotografische Kunstwerke schnell auch in einer besonders echten und gefühlsintensiven Session entstehen oder was eben noch romantisch war endet nun in einem kleinen Kampf. Genauso gibt es auch weitere Szenarien, in denen die Fesseln als trostspendend oder schützend empfunden werden können, wie eine Umarmung. Nur weil wir es nicht kennen oder nicht aufgelistet haben bedeutet dies aber nicht, dass es weniger wertvoll oder intensiv sein kann. Wir hoffen ihr habt viel Spaß beim Ausprobieren und natürlich beim Fesseln.