Arten des Fesselns

Wenn vom Fesseln die Rede ist, dann fallen meist Wörter wie Bondage oder Fesselspiele. Dabei haben die meisten Menschen schnell ein bestimmtes Szenario im Kopf. Was dabei gerne vergessen wird ist, dass Bondage für verschiedene Leute eine völlig andere Bedeutung haben kann. Manchmal fällt dann im Gespräch auf, dass die Vorstellungen eigentlich weit auseinander liegen. Da gerade die Vielfalt im BDSM-Bereich eine große Rolle spielt wollen wir hier mal auf die verschiedenen Arten des Fesselns eingehen. So eine Liste ist natürlich nie vollständig und soll eher einen Ausblick auf die Vielfältigkeit geben.

Zweckmäßiges Bondage

ZweckmäßigWenn der Partner einfach nur fixiert werden soll, in einem romantischen Setting oder weil es gerade für die Szene notwendig ist, dann geschieht dies oft mit eher einfachen Mitteln. Auch wenn das Bondage bei BDSM-Praktiken eine sehr große Rolle spielt machen viele nur das Nötigste um die Fixierung so zu erreichen wie sie gerade gebraucht wird. Wenn Seile benutzt werden, dann sind diese eher kurz und werden zweckmäßig eingesetzt. Da kunstvolles Einwickeln hier keine Rolle spielt werden aber auch oft andere Utensilien benutzt, wie zum Beispiel Handschellen, Ledermanschetten oder was eben gerade zu greifen ist. Dabei ist allerdings etwas Vorsichtig geboten, da nicht alles womit man fesseln kann auch wirklich geeignet und sicher ist. Im Zweifelsfall ist es immer eine gute Idee eine Sicherheitsschere in Reichweite zu haben.

Gefühlvolles Fesseln

GefühlvollBeim Fesseln kann es sehr gefühlvoll und intim werden. Dies kann noch zusätzlich verstärkt werden, wenn beide Personen sich völlig und ausschließlich auf den Moment konzentrieren. Hierfür eignet sich insbesondere alles was nicht schnell geht, da das Fesseln ausgedehnt werden kann um viel Zeit und Raum für das Miteinander zu geben. Das Ziel ist weniger das Fertigwerden, sondern eher bestimmte Gefühle beim Fesseln zu vermitteln. So können langsame Bewegungen wie ein Streicheln sein. Schnelle Bewegungen mit mehr Kraft hingegen können zusätzlich das Machtverhältnis demonstrieren. Genauso kann auch ein Moment, von dem an das Wehren nicht mehr möglich ist, lange aufgebaut und besonders gefühlvoll inszeniert werden. Eine Lage Seil die sich nach der Anderen enger zieht oder ein Schloss mehr, dass an Ort und Stelle einschnappt und die Bewegung weiter einschränkt, kann plötzlich eine ganze Gefühlswelle auslösen und sehr intensiv erlebt werden.

Kampffesseln

KämpfendDas genaue Gegenteil vom gefühlvollen Fesseln ist wohl das Fesseln in einem Kampf. Obwohl natürlich auch hier alles einvernehmlich sein muss, wird dies für einen Moment vergessen. Das Opfer verhält sich so als würde es nicht gefesselt werden wollen. Besonders reizvoll ist dieses Spiel, wenn das Opfer körperlich auch wirklich unterlegen ist und sich nicht zurückhalten muss. Denn je mehr Widerstand gebrochen werden kann, desto höher ist auch das Gefühl der Hilflosigkeit. Aber auch die psychologische Komponente ist hier nicht zu vernachlässigen. Da es sich ja um einen spielerischen Kampf mit geplantem Ausgang handelt, ist es ohnehin schwierig in der Opfer-Rolle die gesamte Kraft freizusetzen. So kann auch ein eigentlich körperlich überlegenes Opfer am Ende unterliegen. Im Zweifelsfall können aber vorher auch Handicaps gesetzt werden, indem zum Beispiel schon vor dem Kampf die Oberarme an den Körper gefesselt, die Füße zusammengebunden werden oder ähnliches.

Künstlerisches Bondage

KünstlerischFesseln jeglicher Art können auch einen besonders künstlerischen oder ästhetischen Wert haben. So kann zum Beispiel ein Opfer sehr aufwändig in Seilen verschnürt sein, die den Körper betonen oder durch mehr oder weniger komplexe Muster einfach schön anzusehen sind. Genauso kann aber der Einsatz von einem einzelnen Paar Handschellen auf einem Foto, zusammen mit dem richtigen Szenario, eine ganze Menge Aussagekraft haben. Oder es kann mit Seil oder Gewebeband auch Kleidungsstücke für einen besonderen Anlass geschaffen werden. Die Gründe können genauso verschieden sein wie die Ergebnisse. Oft ist es allerdings so, dass sehr viel Zeit in das Schaffen der Werke fliest und kaum Gelegenheit für Intimität oder Gefühle lässt. Diese entstehen dann aber spätestens beim Betrachten der fertigen Arbeit. Eine interessante Eigenart des kunstvollen Fesselns ist, dass die Fesseln oft keinerlei Ausbruchssicherheit bieten und sich teilweise sogar ungewollte von alleine lösen.

Auftritte oder Performances

PerformanceIm Grunde sind Auftritte auch eine Art von künstlerischem Bondage. Allerdings weit mehr für den Moment geschaffen. Denn hierbei wird der Akt des Fesseln sehr hervorgehoben und dramatisiert. Dies geschieht mit gut abgestimmten Bewegungen, die oft mit Musik und Lichteffekten unterlegt sind. Ein wenig Schauspielerei ist auch nicht selten und kann den Auftritt noch interessanter gestalten. Solche Auftritte haben sehr viel Ähnlichkeit zum Tanzen auf einer Bühne und folgen normalerweise einer vorher eingeübten Choreographie. Ziel ist es dabei das Publikum mitzureißen und zu unterhalten. Sehr viel seltener, aber dennoch vorhanden, sind Performances die nur zwischen den beteiligten stattfinden und ohne Publikum auskommen. Auch hier sind es zum Beispiel die rhythmischen Bewegungen zur Musik, die sich bei einem eingespielten Pärchen wie ein Tanz anfühlen können und das Abtauchen in eine eigene Welt ermöglichen können.

Selfbondage

SelfbondageZuallererst wirkt Selfbondage auf die meisten Menschen wie ein Ersatz für „richtiges“ Fesseln, wenn kein Partner zur Verfügung steht. Dies ist so allerdings nicht richtig. Zwar kann Selfbondage auch ein Ersatz für das Fesseln mit einem Partner sein, wird aber von einigen Menschen auch in einer Partnerschaft weiter ausgelegt. Nicht unbedingt, weil der Partner kein Interesse am Fesseln hat, sondern weil Selfbondage eine ganz eigene Palette an Anforderungen und Belohnungen darstellt. Zum einen ist da die Planungsphase. Eine Selfbondage-Session sollte vor der Durchführung ausgiebig geplant werden. So eine Planung kann fordernd sein, aber auch Spaß machen und die Vorfreude steigern. Die Durchführung lässt einem mehr Zeit mit sich selbst, da die Gedanken nicht von einem Partner abgelenkt werden können. Ebenso ist der komplette Ablauf manchmal schon im Vorfeld festgelegt und man kann sich dem dann auch nicht mehr durch geschickte Worte oder Betteln entziehen. Zusammen mit der Befürchtung, dass doch etwas schief gehen könnte und zu einer unangenehmen Situation führen kann (Bitte unbedingt einen Sicherheitsschlüssel vorbereiten!), entsteht hier schnell ein besonders intensiver Nervenkitzel. Aber auch das Vorbereiten einer Selbstfesselung für den Partner kann reizvoll sein. Hier muss allerdings immer berücksichtigt werden, dass nicht immer alles nach Plan läuft und der Partner absagen, sich verspäten oder überraschen Besuch mitbringen könnte. Bei Online Beziehungen kommt es auch vor, dass die auszuführende Session vom Partner geplant und eventuell ein Stück weit überwacht wird.

Desweiteren kann auch im weitesten Sinne auch von Selfbondage gepsrochen werden, wenn jemand eine Fesselung erst an sich selbst, statt am Partner, ausprobiert. Aber dies ist eher selten damit gemeint.

Zusammenfassung

Wie immer gilt, dass es so viele Variationen wie Menschen gibt. Es gibt keine klaren, sondern nur fließende Grenzen zwischen den verschiedenen Varianten. So können fotografische Kunstwerke schnell auch in einer besonders echten und gefühlsintensiven Session entstehen oder was eben noch romantisch war endet nun in einem kleinen Kampf. Genauso gibt es auch weitere Szenarien, in denen die Fesseln als trostspendend oder schützend empfunden werden können, wie eine Umarmung. Nur weil wir es nicht kennen oder nicht aufgelistet haben bedeutet dies aber nicht, dass es weniger wertvoll oder intensiv sein kann. Wir hoffen ihr habt viel Spaß beim Ausprobieren und natürlich beim Fesseln.

Wachs im Seil – Was nun?

Fesseln mit WachsWachspiele sind in der BDSM-Welt sehr beliebt und gerade beim Fesseln wird auch öfter mal Wachs auf den Körper getropft. Dabei ist es kaum zu vermeiden, dass auch mal Wachs auf die Seile kommt. Ganz im Gegenteil! Da Kerzen und Naturfaser-Seile wunderbar harmonisieren, ist dies manchmal sogar aus ästhetischen Gründen gewünscht. Allerdings möchte man die Seile danach ja normalerweise nicht wegwerfen. Die Seile zu waschen zieht allerdings meist viel Arbeit nach sich und es nicht garantiert, dass das Wachs dabei vollständig raus geht. Daher haben wir hier mal die Methoden aufgelistet die uns bekannt sind um das Seil dennoch weiter benutzen zu können.

Eine Methode ist das Einfrieren des Seils. Die Idee dabei ist, dass das Wachs sehr brüchig wird, wenn es stark abgekühlt wird. Danach kann es möglich sein das Seil durch Knicken und Reiben vom Wachs zu befreien. Dies funktioniert aber nur wirklich gut wenn das Wachs lediglich oberflächlich auf das Seil getropft ist, ohne einzuziehen. Bei unserem Test fing das Wachs zwar an zu krümeln, kam aber nicht wirklich gut aus dem Seil heraus. Durch das Anfassen beim Knicken wurde das Wachs dann auch zu schnell wieder warm.

Seil BügelnDen meisten Erfolg hatten wir im Versuch mit der Bügel-Methode. Dabei wird ein Handtuch über das Seil gelegt und mit einem Bügeleisen die Stellen behandelt, die mit Wachs bekleckert sind. Das Handtuch nimmt dabei überschüssiges Wach auf und das restliche Wachs zieht tiefer ins Seil ein. Bei farblosem Wachs ist danach nichts mehr vom Wachs zu sehen oder zu spüren. Genauso funktioniert natürlich auch jede andere Methode das Seil zu erwärmen, wie zum Beispiel mit einem Fön oder dem Backofen (Feuergefahr!). Allerdings ist es dann eher schwierig ein Handtuch zum Aufsaugen von einem Teil des Wachses benutzen zu können.

Wenn mit dem Seil einfach wieder gefesselt wird löst sich das Wachs aber früher oder später auch oder verschwindet im Seil. Da Seile normalerweise sowieso mit Öl oder Wachs behandelt werden schadet es dem Seil normalerweise auch nicht wenn Wachs im Seil verbleibt. Es kann nur durch die Wachsfarbe unschön aussehen oder hart sein, an den Stellen wo das Wachs oberflächlich auf dem Seil ist. Daher ist es auf jeden Fall sinnvoll stark verwachste Stellen mit einer der beschriebenen Methoden zu behandeln.

Erlebnisbericht: Bondageunfall

Nach allem, was wir wissen, ist es beim Bondage nicht möglich, einen Nervenschaden mit absoluter Sicherheit zu verhindern. Alle Tipps, die wir geben, können nur helfen, das Risiko gering und den späteren Schaden in Grenzen zu halten. Nun ist es trotz etlicher Erfahrung und unzähligen Bondage-Sessions auch bei Yice zu einem Unfall gekommen.
Leider werden solche Vorfälle fast immer verschwiegen und unter den Teppich gekehrt. Das wollen wir an dieser Stelle anders machen. Dabei sei allerdings gesagt, dass es natürlich sowohl für den Rigger als auch für das Bunny ein gewisses Risiko darstellt, so etwas zu veröffentlichen, da beide Schwierigkeiten bekommen können, nochmal einen Fesselpartner zu finden, wenn bereits bekannt ist, dass es da schon zu einem Unfall kam. Es ist deshalb unbedingt nötig, dass solch ein Bereicht das Einverständnis aller Beteiligten hat!
Yice und Freya waren sich allerdings einig, dass sie dennoch über diesen Vorfall berichten wollen. Und so hat Yice nun detailliert beschrieben, wie sich alles zugetragen hat. Wir haben dafür kursive Schrift gewählt. Anmerkungen sind in normaler Schrift. Außerdem gibt einige Bilder im Nekobari-Stil, zum besseren Verständnis, die aber natürlich nur eine ähnliche Situation zeigen. Es ist alles sehr ausführlich, denn gerade die Details können für jemanden in einer ähnlichen Situation sicher sehr wertvoll sein.

Hier also der Bericht von Yice:

Erlebnisbericht_Bondageunfall1– Freya und ich kannten uns nun schon ein paar Wochen und trafen uns gelegentlich. Wir hatten viel Spaß am gemeinsamen Bondage und genossen diese Zeit zusammen. Da wir beide sehr an Bondagefotografie interessiert waren, wollten wir auch ein paar schöne Fotos machen. 3 Tage danach trafen wir uns wieder und waren noch voller Energie, wieder los zu fesseln. Ich fesselte sie in einen Karada und danach in einen Boxtie (3 Seile TK) für eine Suspension. Es war nichts neues für uns, da wir diese Art der Hängebondage schon 2 Mal zusammen gemacht hatten. Ich habe diese auch schon sehr oft mit anderen gemacht und sie hing auch schon öfter auf Partys in vergleichbaren Suspensions.
Ich fesselte sie also in den Boxtie und einen Hüftgurt, sowie jeweils ein Seil an jeden Fuß. Danach machte ich sie an dem Bondagering fest, bis sie vollständig in der Suspension hing.

Erlebnisbericht_Bondageunfall2Ich wollte Bilder davon auch machen, jedoch war die Bondage heute für sie recht anstrengend und ich ließ sie schon nach 2 Minuten wieder herunter. Legte meine Hand in ihre und prüfte, ob noch alles in Ordnung sei. Fragte sie also, ob sie alles spüre oder irgendwas kribbelt und ließ sie 2 mal kräftig zudrücken und prüfte, ob sie kalten Schweiß hat. Keinerlei Anzeichen waren besorgniserregend. Ich fing an, sie vom Ring loszubinden und sie bat mich darum, den TK  noch ein wenig dran zu lassen, da er sich grade so schön anfühlt und es ihr sehr gut dabei geht. Ich hatte keinen Grund gesehen, ihr diesen Wunsch nicht zu erfüllen und wir gingen herüber, um uns hinzusetzen und ein wenig auszuruhen.

Nach weiteren 10 Minuten sagte sie, dass ihre Hände langsam kribbeln und dass wir wohl die Bondage leider lösen sollten. Machten wir auch sofort und 2 Minuten später war sie komplett befreit. Leider habe ich nicht schnell genug reagiert in diesem Moment, denn sie zog ihre Arme nach vorne und streckte sie und dehnte sie. –

In ein paar Bondagebüchern steht, dass man dem Ropebunny überlassen sollte, wann und wie viel er/sie die Arme strecken will. Das ist eventuell ein wenig missverständlich, da der Rigger trotzdem aufpassen sollte, dass das Ropebunny sich nicht zu schnell bewegt. Umgekehrt ist es natürlich auch nicht gut, wenn der Rigger die Gliedmaßen selbst streckt und dehnt, weil das Ropebunny eher spürt, wenn es schmerzt. Es kann in jedem Fall nicht schaden, das Bunny ruhig jedes Mal darauf hinzuweisen, dass sie sich erstmal nur langsam bewegen soll, wenn die Fesseln gelöst sind oder die letzten Seile nur sehr langsam zu lösen.

Erlebnisbericht_Bondageunfall3– Jedenfalls war sie wieder frei und da wir schon entspannt hier saßen, fing ich an, meine Seile wieder aufzuwickeln. Nach 3 Minuten sah ich, dass sie ihre Hände vor mir versteckte. Ich fragte, was los sei und bekam die Antwort, dass sie ihre Hände nicht bewegen könne. Ich war ein wenig erschrocken, ich kannte das ja, dass man noch paar Minuten ein kribbelndes Gefühl hat und sich die Hände bzw. Arme erstmal regenerieren müssen. Aber keinerlei Bewegung war schon extrem. Ich sah mir ihre Arme und Hände genauer an und massierte ein wenig, dabei stellte ich dann fest, dass sie 2 Fallhände hatte. Als nach weiteren 3 Minuten keinerlei Besserung eintrat, überredete ich sie, ins Krankenhaus zu fahren.

Dort angekommen, wurde sie sofort in die Notaufnahme gebracht und ich musste im Wartezimmer Platz nehmen. Natürlich hatte ich Sorge um sie und hoffte, dass alles wieder in Ordnung kam. Ich ermahnte sie bevor wir getrennt wurden nochmals, dass sie auf jeden Fall die komplette Wahrheit berichten sollte, da ich der festen Überzeugung war, dass dies notwendig ist.

Erlebnisbericht_Bondageunfall4Im Wartezimmer machte ich mich ebenfalls darauf gefasst, gleich mit der Polizei sprechen zu müssen. Ich habe schon oft davon gehört, dass dies passierte. Da sie ja noch Ropemarks trug und von einer SM-Session auf einer Party noch blaue Flecke hatte, fände ich es vollkommen richtig, dass in so einem Fall die Polizei eingeschaltet wird, die dann nachprüft ob es wirklich einvernehmlich war/ist. In meinem Fall passierte dies allerdings nicht.

Nach weiteren 30 Minuten kam Freya zurück mit der Diagnose: Fallhände. Ich war ein bisschen empört, denn dies wusste ich schon, seit wir losgefahren sind. Sie schickten uns nach Hause mit der Aussage: „Da können wir leider nichts tun, wenn Sie da sowas machen kann das passieren. Kommen Sie morgen wieder, falls es noch nicht besser geworden ist.“

Wir fuhren nach Hause und waren sehr erschrocken und vor allem in großer Sorge, ob sie jemals wieder ihre Hände benutzen könnte. Ob sie eventuell nie wieder etwas mit ihren Händen machen kann und von nun an behindert sein würde und ich eventuell  mit dem Gewissen leben musste, ein junges Mädchen verkrüppelt zu haben. Ich schob meine Sorgen zur Seite und versuchte ihr zu helfen wo es nur ging. –

Hier ist genau der Punkt, wo viele Rigger anscheinend sagen: „Okay, ist blöd gelaufen, erzähl das bitte niemandem. Man sieht sich. Bye. – Kannst ja mal schreiben, ob es besser wird.“ Zumindest haben wir dies im Nachhinein von ein paar Ropebunnys und Riggern erfahren. Dies finden wir allerdings unverantwortlich! Es ist zwar richtig, dass beide das Risiko eingegangen sind und sich dessen auch bewusst waren. Aber es ist das Ropebunny, das nun mit dem Schaden leben muss bzw. am Anfang auch äußerst hilflos ist. In dem beschriebenen Fall konnte sie ja nicht mal alleine etwas trinken, geschweige denn essen, anziehen, ausziehen, duschen und vor allem auch nicht die Schuhe anziehen. Ohne Schuhe vor die Tür zum Krankenhaus im tiefsten Winter? Selbst wenn die Auswirkungen nicht so drastisch sind, sollte der Rigger – in unseren Augen – Sorge dafür tragen, dass das Ropebunny zurechtkommt und weiß, welche Hilfe er oder sie braucht.

Erlebnisbericht_Bondageunfall5– Am nächsten Tag, nach einer schlaflosen Nacht, sind wir ohne jegliche Verbesserung des Zustands wieder ins Krankenhaus gefahren, wo man uns dann sagte, dass wir dort nichts zu suchen hätten, sondern zu einem Hausarzt fahren müssten. Die Ärztin die gestern noch sagte wir sollen wiederkommen, hatte wohl ihre Meinung geändert und schickte uns nun weg. Es war Freitag 12:00 Uhr, in einem Dorf. Wir fanden nur schwerlich einen Hausarzt bzw. Hausärztin, der/die noch offen hatte. Konnten uns mit dem Anblick von Freyas Händen aber noch einen Termin ergattern. Die Hausärztin guckte sich die Hände an und sagte, wir müssen dringend und sofort ins Krankenhaus. Als ich erzählte, dass wir von dort grade kamen, wusste sie nicht, was los war und rief einen Neurologen an, den sie privat kannte. Versuchte ihn zu überreden, uns spontan noch zu behandeln, obwohl er eigentlich schon geschlossen hatte. Er akzeptierte dies nach langer Diskussion und wir fuhren zu ihm. Dieser sah nur die Fallhände und sagte sofort: „Das sind Fallhände, brauche ich gar nicht weiter zu gucken… Sie müssen sofort ins Krankenhaus! Die müssen das durchchecken und überprüfen, ob eventuell noch etwas eingeklemmt ist.“
Mit 2 Überweisungsscheinen ans Krankenhaus fuhren wir wieder dorthin und ich machte an der Rezeption Druck, dass sie uns jetzt, durch die Überweisungsscheine, aufnehmen müssen. Nach etwas Murren und Diskussion taten sie es dann auch.

Diesmal durfte ich auf mein Drängen und der Erklärung, dass ich sehr genaue Informationen geben kann, was wo wie genau drauf gedrückt hat, auch mit in die Notaufnahme. Freya wurde stationär aufgenommen und die Hilfsärzte machten sie fertig. Nach 30 Minuten kam nun endlich der wohl über die Grenzen hinaus bekannte Chefneurologe herein. Dieser stand in der Tür und sagte wortwörtlich nur: „Die junge Dame kann wieder nach Hause, da können wir Ihnen auch nicht helfen. Wenn sie so ein Blödsinn machen, sollten sie mit diesem Ergebnis rechnen. Da sind sie selber Schuld und sollten es in Zukunft unterlassen.“ Er wollte schon wieder gehen, als ich ihn nochmal zur Rede stellte. Jedoch bekam ich nur die Antwort, dass, wenn es in 3 Wochen nicht besser geworden sei, sie ja den Arm mal durchmessen könnten. Ohne auf weitere Fragen zu reagieren, drehte er sich um und verschwand, während die Hilfsärzte Freya schon wieder von den Messgeräten losmachten und ihr sagten, sie solle sich ankleiden und gehen. Sie war vollkommen fertig mit der Welt und hatte einen psychischen Zusammenbruch. Ich wiederum versuchte vor Zorn und Hilflosigkeit nicht alles kurz und klein zu schlagen.

Erlebnisbericht_Bondageunfall6Zuhause angekommen, kümmerte ich mich ein paar Tage um Freya, da sie erstmal mit ihrer Behinderung umgehen lernen musste und sonst nicht wirklich jemanden hatte. Ich setzte alle Hebel in Bewegung und ließ meine Beziehungen spielen, einen Physiotherapeuten über die Weihnachtsfesttage zu erreichen, der sie sich  mal angucken sollte. Denn (und das finde ich das Schlimmste von alldem) bis genau zu diesem Zeitpunkt hatte sich noch kein Arzt ihren Arm wenigstens überhaupt mal angeguckt. Nicht mal ihren Pullover hatte sie ausgezogen. Wäre der Arm komplett blau angelaufen und hätte Blutungen gehabt, hätte es noch kein Arzt bemerken können.

Der Physiotherapeut kam ein paar Tage später zu einem Hausbesuch von weit weg. Untersuchte den Arm genauer und stellte ein paar Druckpunkte am Oberarm fest, wo sie starke Schmerzen spürte. Seine Diagnose war, das sie ganz dringend Physiotherapie braucht, da sich die Muskeln verkrampfen und die Nerven eventuell noch zusätzlich eingeklemmt werden, bzw. eventuell sogar noch eingeklemmt waren und wenn dies nicht behandelt werden würde, eine dauerhafte Schädigung sehr wahrscheinlich ist. Außerdem brauchte sie dringend Fallhandschienen, damit die Hände nicht dauerhaft herunterhängen, da dies zu anderen, weiteren Nervenschäden führen könne. Mit einem dringenden Empfehlungsschreiben konnten wir nach langer Diskussion von einem Hausarzt ein Rezept für eine Physiotherapie bekommen. Diese brachte zwar nur sehr langsame Fortschritte, aber jedesmal am Tag nach der Therapie traten kleine Verbesserungen auf.

Es ist immer noch nicht ausgeschlossen, dass ein dauerhafter Schaden bestehen bleibt, aber die Chancen stehen sehr gut für eine völlige Genesung in 3-6 Monaten. Sozusagen Glück im Unglück. Ihren Kellnerjob hat sie allerdings verloren und es war auch ungewiss, ob sie jemals wieder als Bühnenbildnerin arbeiten könnte. Doch beides sollte wieder machbar sein, in 1-2 Monaten. –

 

8 Wochen nach dem Unfall:

– Ich betreibe vorerst keinerlei Hängebondage mehr, da ich dies schon vorher nicht unbedingt brauchte. Bodenbondage hingegen war mir immer sehr wichtig und ich muss gucken, dass ich meinerseits die Panik wieder in den Griff bekomme. Denn zur Zeit kann ich mich dabei kein bisschen mehr entspannen. Zu meinem großen Glück gibt Freya mir nicht die Schuld und wir haben weiterhin viel Kontakt.

Freya hat hier und da noch kleine psychische Einbrüche, ist jedoch auf einen guten Weg und sie ist sogar teilweise dankbar für den Unfall, da sie nun vorsichtiger an BDSM-Praktiken heran geht und ein wenig in ihrem Lauf, einfach Dinge zu tun, ohne sich genauer zu informieren, gebremst wurde. Dennoch will sie in keinen Fall auf Bondage verzichten und hofft, dass sie es eines Tages wieder in vollen Zügen genießen und sich den Seilen hingeben kann. –

 

Erschreckend ist nach wie vor die teils fehlende Hilfsbereitschaft der Ärzte. Das Prinzip des „Hätten Sie mal nicht… Das ist also ihr Pech.“ kann man auf beinahe jedes Hobby anwenden. Fast alle körperlichen Aktivitäten bringen die Gefahr eines Unfalls mit sich, der dann ärztliche Hilfe benötigt. Es ist leider zu vermuten, dass andere sexuelle Praktiken, wie z.B. Analsex bei einem Mann, dann auf ähnliche Reaktionen stoßen, wenn mal etwas schief läuft. Dennoch halten wir es nicht unbedingt für sinnvoll, die Ärzte aufgrunddessen anzulügen. Es ist allerdings offenbar manchmal notwendig, hartnäckig zu bleiben und notfalls (natürlich immer ruhig und sachlich) mit juristischen Maßnahmen, zum Beispiel aufgrund von unterlassener Hilfeleistung, zu drohen. Diesen Erfahrungen nach ist es absolut unerlässlich, dass ein Fachmann die Notwendigkeit eine Physiotheraphie fundiert überprüft und diese dann ggf. auch verschreibt!

Zu den Unfallursachen können wir leider nichts endgültiges schreiben. Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die eine Rolle gespielt haben werden. Zum einen ist eine Suspension sowieso immer sehr risikoreich bzw. belastend für die Nervenbahnen. Leider ist auch nie ganz sicherzustellen, dass die Seile keine Nerven treffen, da jeder Mensch anders ist und entsprechend auch die Nerven nicht immer an der gleichen Stelle verlaufen. Dazu kam, dass Freya nur 2 Tage Pause nach der letzten Suspension hatte und in dieser Zeit nicht ausreichend geschlafen hat, was Yice aber nicht wusste. Um den Schlafmangel zu kompensieren, hat sie zudem viele Energy-Drinks getrunken, was absolut nicht förderlich für das Nervensystem ist. In der Hängebondage hat sie sich womöglich dann zu sehr entspannt (besonders starkes Entspannen nach dem Stress der Übermüdung). Und letztlich wird das zu schnelle Strecken nach der Bondage wahrscheinlich auch ein sehr wichtiger Faktor gewesen sein. Soweit jedenfalls haben unsere Recherchen ergeben, was schief gelaufen sein könnte.

Wir werden den Artikel hier aktualisieren sobald es Neuigkeiten gibt. Wer also am weiteren Verlauf interessiert ist, kann ab und zu mal hier rein schauen.

Nerven- und Blutbahnen

Bondage birgt immer die Gefahr, Nervenschäden zu verursachen. Diese Gefahr kann man jedoch minimieren, wenn man weiß, wo die Nerven in etwa verlaufen und in welchen Bereichen man vorsichtig sein muss. Ein Blutstau ist dagegen weit weniger kritisch und wird normalerweise erst nach längerer Zeit gefährlich.

Wichtiger Hinweis: Bitte beachtet, dass wir keine ausgebildeten Ärzte sind. Wir können an dieser Stelle nur unsere persönlichen Erfahrungen wiedergeben. Für konkrete Auskunft sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden!

Nerven reagieren sehr empfindlich auf Druck und noch empfindlicher auf Zerrungen. Auf den zwei folgenden Bildern sind die Druckpunkte, bei denen schnell ein Nerv abklemmt werden kann, rötlich markiert. Nerven und Druckpunkte1Ein abgedrückter Nerv äußert sich häufig (aber nicht immer) durch ein Kribbeln in einem Bereich, zu dem der Nerv führt. Wenn der Nerv sehr stark abgeklemmt wird, kann der betroffene Körperteil auch völlig das Gefühl verlieren, ohne dass der/die Betroffene dies bemerkt. Dabei kann aber beliebig viel Strecke zwischen der abgeklemmten Stelle und dem kribbelnden/tauben Körperteil liegen. So deutet ein Kribbeln in der Hand nicht automatisch darauf hin, dass ein Seil am Handgelenk zu eng sitzt, sondern dies kann auch beispielsweise durch ein Seil nahe der Schulter ausgelöst werden. Ein leichtes Zurechtrücken der Seile kann hier schon Abhilfe schaffen. Sobald der Druck nachlässt, kehrt das Gefühl normalerweise innerhalb einiger Sekunden langsam wieder zurück. Dies kann erst zu einem verstärkten Kribbeln führen, welches sich dann langsam auflöst. Sollten Schmerzen auftreten oder auch nach dem Justieren der Seile keine Nerven und Druckpunkte4Besserung eintreten, muss unmittelbar damit begonnen werden, das Ropebunny aus der Bondage zu befreien. Normalerweise besteht hier zwar absolut kein Grund für Hektik, aber es sollte vermieden werden, das Ropebunny länger als zwingend nötig in der Bondage zu halten. Treten starke Schmerzen auf, ist allerdings Eile geboten. Dennoch ist es wichtig, nicht in Panik zu geraten! Ggf. kann es an dieser Stelle nötig sein, Seile zu zerschneiden. Zögert bitte nicht, dies zu tun, wenn die Situation es erfordert! Hält auch nach der Befreiung das Kribbeln/die Taubheit weiterhin an oder taucht gelegentlich erneut auf, sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden!

Ein weiteres Anzeichen für Druck auf einen Nerv ist der Kontrollverlust des betroffenen Körperteils. Zum Beispiel, wenn der/die Betroffene keinen Druck mehr mit der Hand ausüben kann. Auch dies sollte innerhalb kürzester Zeit wieder nachlassen. Andernfalls auch hier bitte umgehend einen Arzt aufsuchen!

Nerven und Druckpunkte3Ein Blutstau fühlt sich anders an und ist normalerweise auch weniger gefährlich, da die Zellen einige Minuten bis hin zu Stunden mit eingeschränkter Blutzufuhr auskommen können. Das Risiko von bleibenden Schäden oder der Bildung von Thrombosen (Klumpen im Blut, die Blutbahnen verstopfen können) erhöht sich allerdings mit zunehmender Dauer. Daher sollte auch ein Blutstau möglichst vermieden werden. Typischstes Anzeichen für einen Blutstau ist die dunkle Verfärbung der Haut. Vereinzelt kann es auch passieren, dass sich das betroffene Körperteil seltsam (wie beim Blutabnehmen) bzw. dick anfühlt oder wehtut. Tritt eine Verfärbung auf, ist dies normalerweise kein Grund, die Bondage sofort abzubrechen. Oft reicht es schon, den Sitz der Seile etwas zu korrigieren. Wenn das Ropebunny allerdings Schmerzen verspürt, ist es normalerweise besser, die Fesselung um die betreffenden Körperteile sofort zu lösen. Im Gegensatz zum Druck auf Nervenbahnen ist der Blutstau normalerweise auch dort, wo er gespürt wird.

Ein weiteres Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt, ist kalter Schweiß. Kalter Schweiß ist normalerweise eine Reaktion des Körpers auf eine Vergiftung. Der Körper versucht dabei, möglichst viele Giftstoffe über die Haut auszuscheiden. Da dadurch auch eine starke Kühlung (durch Verdunstung) entsteht, fühlt sich der Schweiß und die Haut kalt an. Die gleiche Reaktion tritt auch bei Erscheinungen auf, die einer Vergiftung ähnlich sind, zum Beispiel bei Schwindel oder einem Kreislaufzusammenbruch. In jedem Fall ist kalter Schweiß ein deutliches Anzeichen dafür, dass irgendetwas nicht stimmt! Hier sollte sofort mit dem Ropebunny kommuniziert und im Zweifelsfall die Session abgebrochen werden!

Nerven und Druckpunkte5Um Problemen vorzubeugen, kann es helfen, über den Verlauf von Blut- und Nervenbahnen sowie deren Funktion informiert zu sein. Deshalb erklären wir kurz, wofür die wichtigsten Nervenstränge in den Armen zuständig sind und welche Punkte am Körper man meiden sollte, um diese nicht abzuquetschen.

Im Arm befinden sich drei wichtige Nervenstränge. Ulnar-, Median- und Radialnerv. Bei den allermeisten Fesselungen werden Seile über die Arme gelegt, die dann diese Nervenstränge abdrücken können. Je nachdem, welcher dieser Nervenstränge betroffen ist, wird ein anderer Teil der Hand taub. Natürlich gibt es noch viel mehr Nerven im Arm. Wenn diese allerdings abgeklemmt werden, sind die Auswirkungen normalerweise dicht an der abgeklemmten Stelle zu spüren. Bei den 3 Hauptnervensträngen hingegen kann beispielsweise ein geklemmter Nerv im Schulterbereich zu einem tauben Gefühl im Daumen führen. Den ungefähren Verlauf der Nervenbahnen kann man auf dem Bild sehen. Zum Vergrößern einfach anklicken. Wenn die Linie gestrichelt ist, heißt das, dass der Nerv aus dem Blickwinkel des Bildes auf der hinteren Seite des Arms, bzw. des Knochens verläuft. Nerven und Druckpunkte6

  • Rot = Radialnerv
  • Blau = Mediannerv
  • Grün = Ulnarnerv

Wenn der Radialnerv abgedrückt wird, schläft die obere Seite des Daumens, Zeigefingers, Mittelfingers und die Hälfte des Ringfingers sowie ein großer Bereich des Handrückens ein. Die Fingerkuppen und die untere Seite der eben genannten Finger sowie ein großer Bereich des Handtellers wird taub, wenn der Mediannerv keine Nervenimpulse mehr übertragen kann. Die andere Hälfte des Ringfingers und der kleine Finger sowie der Rest der Hand schlafen ein, wenn der Ulnarnerv gestört ist.

Bondage-Sicherheit

Bondage ist nie ganz ungefährlich, aber was kann man tun, um die Sicherheit zu erhöhen und Risiken zu minimieren? – Vor, während und nach einer Bondage-Session gibt es einige Punkte, die beachtet werden sollten, um Risiken auszuschließen bzw. die Gefahr zu minimieren oder im Ernstfall schnell reagieren zu können.

Vor dem Fesseln:Bondage_Sicherheit1
Das Wichtigste ist erstmal, auf den eigenen Körper zu hören, um herauszufinden, was dieser benötigt. Bondage stellt hohe Anforderungen an den Körper und ist durchaus mit sportlichen Aktivitäten zu vergleichen. Daher ist es wichtig, dass Rigger und Ropebunny nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf den Partner achten und sich ggf. vor einer Session nochmal gegenseitig fragen, ob ausreichend gegessen/getrunken wurde und auch sonst alles in Ordnung ist. Umgekehrt ist es allerdings auch nicht gut, zu viel zu essen oder zu trinken, da dann Völlegefühle, Übelkeit oder übermäßiger Harndrang die Folge sein können. Insbesondere bei einer Suspension kann dies dann sehr unangenehm werden!

Weiterhin ist es sinnvoll, sich ein wenig warm zu machen und Dehnüben durchzuführen. Da der Körper beim Gefesselt-Werden häufig sehr stark „verbogen“ wird, kommt es sonst evtl. zu Überdehnungen oder Zerrungen. Normalerweise genügen die Dehnübungen, die man vom Schulsport kennt. Andernfalls liefert YouTube jede Menge entsprechende Übungen, die man sich kostenlos ansehen und nachmachen kann.

Alkohol hat einen großen Einfluss auf den Kreislauf. Einige Personen haben es sich zur Gewohnheit gemacht, erst einmal einen Schluck zu trinken, um Hemmungen zu verlieren und sich einfacher fallen lassen zu können. Dies kann aber mehr Risiken mit sich bringen, als auf den ersten Blick erkennbar sind. Einerseits werden die Sinne des Ropebunnys unzuverlässig, was dazu führt, dass gequetschte Nerven- und Blutbahnen nicht oder nur verzögert bemerkt werden. Andererseits verliert auch ein Rigger unter Alkoholeinfluss die Kontrolle, die bei jedem Handgriff vorhanden sein muss, da sich Alkohol stark auf die Reaktionszeiten auswirkt. Zudem werden womöglich auch vermeintliche Kleinigkeiten vergessen, die dann größere Probleme nach sich ziehen.

Bondage_Sicherheit2Absolut unverzichtbar ist ein Schneidewerkzeug für Seile! Falls mal etwas völlig schief laufen sollte, ist es extrem wichtig, dieses zur Hand zu haben. Mindestens genauso wichtig ist aber auch, dass es seinen Zweck erfüllt! Dazu muss das Messer oder die Schere gewisse Rahmenbedingungen erfüllen. Andernfalls ist es nutzlos oder verschlimmert sogar noch die Situation. Folgende Eigenschaften sollte das Werkzeug mitbringen:

  • Abgestumpfte Spitze oder gebogene Klinge wie z.B. wie bei einer Verbandsschere
  • Schmales bzw. flaches Klingenblatt, damit man unter die Seile kommt
  • Scharfe Klinge, damit die Seile auch schnell zerschnitten werden können
  • Schnelle Erreichbarkeit z.B. durch eine Gürteltasche

Hinweis: Das Ropebunny sollte möglichst auch in der Lage sein, die Schere bzw. das Messer zu erreichen und zu benutzen, falls dem Rigger etwas zustößt.

Bondage_Sicherheit3Sollte es an eine Suspension gehen, ist es sicherer, die Hängevorrichtung und die Seile unmittelbar vor jeder Suspension erneut zu prüfen. Auch wenn bisher nichts passiert ist, könnte ein Schaden vorhanden sein, der dann zu einem spontanen Versagen führt. Die Hängevorrichtung kann geprüft werden, indem man sich mit etwas Schwung daran hängt und möglichst viel wackelt. Strapazierte Seile kann man normalerweise mit dem Auge erkennen. Wenn die Fasern stark ausgefranst sind oder gar ein Strang bereits gerissen oder stark beschädigt ist, darf das Seil auf keinen Fall mehr für eine Suspension benutzt werden, da die Gefahr zu groß ist, dass es reißt. Insbesondere die Mitte der Seile wird häufig belastet und sollte daher besonders geprüft werden.

Wichtiger Hinweis: Baumwollseile, insbesondere solche ohne Seele, sollten nicht für Suspensions verwendet werden. Die Tragfähigkeit von Baumwollseilen variiert so stark, dass sie eigentlich von keinem Seilhersteller zuverlässig angegeben werden kann. Außerdem ziehen sich die Knoten meist zu stark zusammen und sind dann kaum mehr zu lösen. In einem Notfall wird das dann richtig gefährlich!

Beim Fesseln:
Eine gefesselte Person darf auf gar keinen Fall alleine gelassen werden. Auch nicht für einen kurzen Moment und auch dann nicht, wenn noch andere Personen im Raum sind, da oft nur die Person, die gefesselt hat, auch weiß, wie die Fesselung möglichst schnell zu lösen ist. Außerdem haben viele Menschen selbst im Notfall größere Hemmungen, Seile zu zerschneiden, wenn es sich um fremde Seile handelt. Wenn die Verantwortung dennoch auf eine andere Person übertragen wird, sollten Rigger und Ropebunny dieser Person gleichermaßen hohes Vertrauen entgegenbringen können. Solche Entscheidungen dürfen nicht ohne Zustimmung des Ropebunnys erfolgen!

Während der Session ist es wichtig, dass Rigger und Ropebunny durchgehend kommunizieren können und dies auch möglichst oft tun, damit die Session sofort beendet werden kann, wenn etwas nicht stimmt. Allerdings würde dauerndes Nachfragen die Atmosphäre auch ziemlich stören. Deshalb ist es ratsam, auf andere Kommunikationswege auszuweichen. Eine einfache Methode ist z.B., dass der Rigger seine Hand nacheinander in jeweils eine Hand des Ropebunnys legt. Dabei spürt er sofort, ob die Hände des Ropebunnys besonders kalt oder verschwitzt sind. Dabei sollte das Ropebunny keine Taubheit spüren. Vorher sollte außerdem noch abgesprochen sein, dass das Ropebunny einmal kurz, aber kräftig zudrückt, wenn alles in Ordnung ist. Bleibt der Druck des Ropebunnys aus, ist dies ein Zeichen dafür, dass irgendetwas nicht stimmt. Wenn das Ropebunny in einem Dämmerzustand ist oder Probleme mit bestimmten Nerven hat, bleibt der Druck aus. Das Ropebunny kann so auch willentlich kommunizieren, dass es sich unwohl fühlt. Dies ist besonders dann sinnvoll, wenn mit einem Knebel gespielt wird. Bei ausbleibendem Druck sollte aber dann auf jeden Fall kommuniziert werden, was gerade nicht in Ordnung ist.

Hinweis: Die gleiche Technik funktioniert natürlich auch bei den Füßen.

Bondage_Sicherheit5Beim Fesseln an Objekte muss unbedingt darauf geachtet werden, was passiert, wenn das Ropebunny einen Schwächeanfall erleidet, ohnmächtig wird oder auch einfach nur mal das Gleichgewicht verliert. Dies kann ausprobiert werden, indem das Ropebunny sich vorsichtig mehr und mehr in die Seile hängt, um festzustellen, wo es wehtun könnte. Sobald ein Körperteil irgendwo in der Luft hängt, spricht man von einer Semi-Suspension, also einer teilweisen Hängefesselung. Und genau wie bei einer vollen Suspension entsteht auch hier ein höheres Risiko. Wenn das Ropebunny beispielsweise die Arme hinter dem Körper nach oben gebunden bekommt (ein sogenannter Strapado) und das Gleichgewicht verliert, können so die Schultern ausgekugelt werden oder schlimmeres. Um dies zu vermeiden, ist es sinnvoll, den Oberkörper zusätzlich an dem gleichen Objekt zu befestigen. Es ist dann immer noch schwierig, das Ropebunny wieder aus der misslichen Lage zu befreien, aber der zusätzliche Halt bietet trotzdem etwas mehr Sicherheit vor Verletzungen.

Wichtiger Hinweis: Selbstverständlich muss insbesondere in so einer Situation eine Schere oder ein Messer bereitliegen. Zusätzlich sollte man sich aber auch schonmal Gedanken darüber machen, wie man im Ernstfall das Ropebunny wieder auf den Boden bekommt, ohne es fallen zu lassen.

Bondage_Sicherheit6Auch bei besonders guten und weichen Seilen ist darauf zu achten, dass diese nicht zu schnell über die Haut gezogen werden. Reibung erzeugt Wärme und bei schneller Reibung kann es zu Verbrennungen kommen (Seilbrand). Bei einigen Seilarten geht das sehr schnell, bei anderen braucht es sehr viel Reibung. Aber Reibung erhöht sich auch durch Druck und einige Hautbereiche sind empfindlicher als andere. Deshalb ist nie verkehrt darauf zu achten, wo und wie schnell man Seile am Körper entlangzieht. Auch wenn solche Verbrennungen normalerweise nicht gefährlich sind, sind sie doch sehr unangenehm und schmerzhaft.

Häufig entsteht Seilbrand gerade in Situationen, in denen man nicht daran denkt. Ein typisches Beispiel dafür ist das Lösen der Fesselung. Manchmal aufgrund von Hektik, weil zum Beispiel ein Arm einschläft oder etwas anderes schief gelaufen ist. Manchmal aber auch einfach nur, weil sich die Beteiligten in einem Endorphinrausch befinden und die Welt um sich herum vergessen.

Bondage_Sicherheit4Wenn trotz aller Sicherheitsvorkehrungen doch mal etwas passiert, ist das Wissen über Erste-Hilfe-Maßnahmen von sehr großem Nutzen. In den allermeisten Fällen, in denen etwas schief gelaufen ist, sind es nur kurzzeitig taube Gliedmaßen, Blutstaus oder kleinere Schwächeanfälle aufgrund von Kreislaufproblemen. Das alles ist oft damit erledigt, dass die Fesseln gelöst werden. Wenn sich allerdings keine Besserung einstellt, sollte auf jeden Fall ein Arzt besucht werden! Bei Kreislaufproblemen kann es helfen, die Füße hochzulegen. Aber auch hier gilt, dass bei ausbleibender Besserung oder Verschlimmerung unverzüglich ein Arzt aufgesucht oder sogar gerufen werden sollte.

Wichtiger Hinweis: Bitte habt keine Scheu, dem Arzt zu berichten, was passiert ist. Dabei müsst ihr nicht unbedingt ins Detail gehen. Ein Arzt sollte euch auch keinen Vortrag darüber halten, dass man „so etwas“ nicht tut, sondern sein Bestes geben zu helfen. Andernfalls sollte man in Zukunft lieber einen anderen Arzt aufsuchen, statt Geschichten zu erfinden. Denn nur wenn der Arzt weiß, was los ist, kann er auch effektiv helfen!

Bondage-Puppe

Bondage Puppe1Eine Bondage-Puppe ist eine schöne Möglichkeit für einen Rigger ganz in Ruhe zu üben. Selbst das geduldigste Ropebunny hat nicht immer Lust und Zeit für Experimente oder wiederholte Übungen herzuhalten. Eine gute Bondage-Puppe kann also dabei helfen, neue Techniken auszuprobieren, bekannte Techniken zu vertiefen oder ganze Fesselanleitungen aus Büchern, Websites, etc. nachzuknoten. Insbesondere für Personen, die gerne erstmal die Grundlagen beherrschen wollen, bevor sie sich an einen anderen Menschen wagen.

Bondage Puppe2Zur Herstellung benötigt man:

  • Besenstiel (oder ähnliches)
  • Gartenschlauch, der über den Stiel passt
  • PE-Isolierung bzw. Rohrisolierung
  • Schaufensterpuppe
  • Bohrer, in der Dicke des Schlauchs
  • Säge
  • evt. eine Feile

Hinweis: Bei der Schaufensterpuppe gibt es ein paar Stolpersteine die beachtet werden sollten. Um vernünftig geeignet zu sein, ist es wichtig, dass die Puppe nicht aus dünnem Kunstoff und halbiert ist. Es gibt viele sehr günstige Artikel, die zum Ausstellen von T-Shirts, etc. völlig ausreichen, aber nur die Vorderseite eines Körpers haben. Außerdem ist es sinnvoll, dass die Puppe noch einen Ansatz von Beinen hat, da sonst einige Fesselungen gar nicht erst durchgeführt werden können. eBay oder eBay Kleinanzeigen sind oft gute Fundgruben für gebrauchte Schaufensterpuppen zum kleinen Preis.

Bondage Puppe3Bondage Puppe4Wir beginnen damit ein großes Loch in jeweils die Unterseite der Schultern bzw. Oberarme zu bohren. Also dort wo eigentlich die Arme weitergehen müssten. Die Löcher muss groß genug sein, dass der Schlauch hindurch passt. Hierbei gilt es etwas vorsichtig zu sein, da einige Schaufenster-Puppen aus Materialien bestehen die Glasfasern beinhalten!

Bondage Puppe5Sind die Löcher fertig, wird der Schlauch hindurch gesteckt. Da Schläuche normalerweise von einer Rolle kommen, sind sie meist sehr stark gebogen. Das macht es schwierig sie durch beide Löcher zu bekommen. Ein Stab mit dünnerem Durchmesser, ggf. ein dünnerer Besenstil, kann dabei helfen. Notfalls geht auch der Stab der für die Arme gedacht ist. Jedoch kann es etwas schwierig werden ihn durch beide Löcher zu bekommen, je nachdem wie die Löcher positioniert sind. Erst wird diese Stab durch beide Löcher gesteckt, dann der Schlauch darüber gestülpt und beides gemeinsam durch die Löcher gezogen. Sobald der Schlauch durch beide Löcher hindurch ist, kann man den Stab wieder herausziehen.Bondage Puppe6

Die Schläuche dienen als Ersatz für die Gelenke an den Schultern. Obwohl der Schlauch an sich schon flexibel ist, ist es sehr hilfreich noch Kanten in die Schläuche zu schneiden, damit der Schlauch sich leichter in die entsprechende Richtung biegen lässt. Dabei sollte allerdings darauf geachtet werden diese Kanten nicht zu tief zu schneiden, da der Schlauch sonst an Stabilität und Haltbarkeit verliert oder gar sofort abreißt. Zusätzlich zu dem Schlauch der durch die Schultern geht, sind noch 2 weitere Schläuche für den Rest der Arme nötig, die die „Knochen“ der Unterarme mit den „Knochen“ der Oberarme verbinden. Sie repräsentieren sozusagen die Ellenbogen und brauchen auch entsprechend wieder jeweils eine Kerbe.

Bondage Puppe7Anschließend wird der Besenstiel, der für die „Knochen“ in den Armen gedacht ist, zersägt. Die Länge kann man ein wenig mit Hilfe der eigenen Arme abschätzen. Aber letztlich hängt das benötigte Maß von den Proportionen der Puppe ab. Ein paar cm mehr oder weniger sind allerdings auch kein Problem, da echte Ropebunnys ja auch unterschiedliche Körperformen und Armlängen mitbringen. Die Stiele werden mit Kleber oder Schraubschellen an den Schläuchen befestigt. Selbst wenn die Stiele von sich aus schon sehr fest darin stecken ist es ratsam sie ordentlich zu befestigen, da sie andernfalls früher oder später doch rausrutschen werden.

Bondage Puppe8Nun wird der Isolierschaum zurecht geschnitten. Die Länge sollte dabei etwa der Länge der „Knochen“ entsprechen. Ideal ist es unterschiedlich dicken Isolierschaum für Ober- und Unterarme zu verwenden. Aber im Grunde kann auch ein einziges Stück für den gesamten Arm benutzt werden. Dieses Stück benötigt dann allerdings auch wieder Kerben in den Armbeugen. Um ein Verrutschen des Isolierschaums zu verhindern kann man wieder Kleber oder größere Schraubschellen benutzen. Die Schraubschellen können an den Stellen positioniert werden, an denen beim menschlichen Körper erhöhte Gefahr besteht Nerven einzuklemmen. So fühlt man später sehr deutlich die Stellen an denen aufgrund der Nervenverläufe kein Seil liegen sollte und hat noch einen zusätzlichen Lerneffekt.

Bondage Puppe9Ab jetzt ist die Puppe im Grunde genommen bereits fertig und kann benutzt werden. Allerdings sieht die Konstruktion natürlich noch nicht so schön aus. Wenn Schraubschellen benutzt wurden, besteht zusätzlich noch die Gefahr sich zu verletzen oder ständig mit dem Seil daran hängen zu bleiben. Das tut dem Seil dann natürlich auch nicht gut. Daher ist es nicht nur schöner, sondern auch praktischer die Bondage-Puppe anzukleiden.

Bondage Puppe10Als Kleidung für die Bondage-Puppe eignet sich im Grunde alles was langärmlig ist. Sportbodys sind zum Beispiel sehr geeignet. Kleidung die etwas dicker ist simuliert sozusagen die menschliche Haut. Da die Bondage-Puppe normalerweise recht hart sein wird, verrutscht das Seil sehr viel schneller als bei einem menschlichen Ropebunny. Ein weiches Oberteil hilft dann ein wenig. Zu dick sollte die Kleidung aber auch wieder nicht sein, da sie sonst zu sehr im Weg ist. Und eng anliegende Kleidung ist auch geeigneter als labbrige Kleidung, da sie nicht so sehr zwischen die Seillagen rutscht.

Bondage Puppe11Aber auch bei all den Möglichkeiten die eine gute Bondage-Puppe bietet, darf man nie vergessen, dass sie niemals ein menschliches Ropebunny ersetzen kann. Abgesehen von den anatomischen Unterschieden, ist die Technik bekanntlich lang nicht alles worauf es ankommt. Und ob sich etwas gut anfühlt, zu eng ist oder das Seil an irgendeiner Stelle zu schnell durchgezogen wurde, kann einem eben nur ein Mensch aus Fleisch und Blut mitteilen. Aus diesem Grund kann sie auch immer nur eine Ergänzung und nie ein vollständiger Ersatz zum Üben sein. Natürlich macht es auch viel mehr Spaß einen echten Menschen zu fesseln. Und bitte bedenkt, dass ein echtes Ropebunny es evt. auch durchaus genießt am Lernprozess teilhaben zu können. Schließlich lernen Ropebunny dabei dann auch etwas.

Und nun viel Spaß beim Basteln und Fesseln!

Hanfseil/Juteseil veredeln (Schnelle Methode)

Neben der gründlichen Methode, Seile zu veredeln, gibt es auch noch eine schnellere Methode. Bei der schnellen Methode kann es allerdings zu einem schlechteren Ergebnis oder sogar unbrauchbarem Seil kommen. Insbesondere Juteseil kann sehr empfindlich auf die stärkere Belastung reagieren und sich komplett aufdröseln. Hanfseil ist normalerweise etwas robuster. Da es sich jedoch um Naturprodukte handelt, kann man nie völlig vorhersehen, wie das Ergebnis aussehen wird. Daher hier nochmal ausdrücklich: Befolgen auf eigene Gefahr. – Im Zweifelsfall vorher mit wenig Seil testen.

Hinweis: „Schnell“ bezieht sich an dieser Stelle darauf, dass wenig Arbeit und damit auch wenig Zeit in die meisten Schritte investiert werden muss, da sie mehr oder weniger unbeaufsichtigt ablaufen können. Dies zieht allerdings eben auch ein erhöhtes Risiko nach sich, dass etwas schief geht.

Im Vorfeld sollte unbedingt die Eignung der Waschmaschine abgeschätzt werden. Je nach Modell können verschiedene Probleme auftreten. Zum Beispiel kann das Flusensieb verstopfen oder die Seilfasern können sich an anderen Stellen verfangen und die Mechanik blockieren. Unserer Erfahrung nach sind ältere Waschmaschinen dem gegenüber wesentlich robuster. In jedem Fall sollte man sich vorher genau informieren, welche Möglichkeiten der Hersteller zur Wartung der Waschmaschine gibt: Zum Beispiel die Platzierung des Flusensiebs und wie man dieses reinigt. Am Anfang sollte insbesondere das Flusensieb nach jedem Waschgang kontrolliert werden, da es sonst dazu kommen kann, dass das Wasser von der Maschine nicht mehr abgepumpt werden kann.

Wichtiger Hinweis: Eine Waschmaschine ist nicht unbedingt darauf ausgelegt, eine große Menge an langen Fasern, wie sie sich aus Seilen herauslösen, zu verkraften. Die Benutzung eines Wäschesacks sollte die Fasern zurückhalten. Es KANN dennoch zu Schäden an der Waschmaschine kommen!

Das Seil sollte, wie im oben genannten Artikel beschrieben, in 8 m lange Stücke zerschnitten werden. Wenn man dafür die Sicherheitsschere benutzt, kann direkt für den Ernstfall geprobt werden.

Seile veredeln schnelle Methode1Anschließend werden die Seile locker in die Waschmaschine gelegt. Um die Seile und die Waschmaschine zu schonen, können die Seile auch in einen Wäschesack oder ein altes Kopfkissen gesteckt werden. Der Waschvorgang kann bei 95° und mit normalem Vollwaschmittel durchgeführt werden. Die Menge an Waschmittel sollte aber reduziert werden, da Seile sehr viel Schaum aufschlagen können, was zum Überlaufen der Waschmaschine führen kann. Außerdem kann noch ein kleiner Schluck Weichspüler hinzugefügt werden. Weichspüler bricht die Oberflächenspannung von Wasser und vermindert dadurch die Schaumbildung. Zu viel Weichspüler kann aber die Festigkeit des Seils negativ beeinflussen. Also lieber etwas weniger nehmen und den Vorgang beobachten. Wenn zu viel Schaum entsteht, etwas Weichspüler in das Fach für das Waschmittel schütten und mit 0,5 l Wasser nachspülen. Die Schaumbildung sollte innerhalb einiger Sekunden deutlich zurückgehen.

Wichtiger Hinweis: Wenn das Seil durch den Waschvorgang stark verknotet ist oder sich in einem Wäschesack befindet, kann dies zu einer starken Unwucht beim Schleudergang und damit zu Schäden an der Waschmaschine führen. Daher sollte die Waschmaschine entweder beaufsichtigt oder der Schleudergang deaktiviert werden!

Seile veredeln schnelle Methode2Wer die Seile färben möchte, kann nach 1 oder 2 Waschgängen (das Wasser sollte beim Klarspülen weitestgehend sauber bleiben) auch gleich das Seil in der Waschmaschine bleichen. Dafür eignet sich einfacher Chlorreiniger wie zum Beispiel Dan KlorixWarnhinweise auf der Produktverpackung beachten! Einfach einen Waschvorgang OHNE Waschmittel, bei 30°-40° starten und den Chlorreiniger durch das Waschmittelfach hinzugeben. Die Zugabe kann erfolgen, während die Waschmaschine sich befüllt oder während das Programm bereits läuft. Dann sollte aber mit etwa 0,5 l Wasser nachgespült werden.

Wichtiger Hinweis: Waschmittel kann mit Chlorreiniger chemisch reagieren. Die dabei entstehenden Gase können stark gesundheitsschädlich sein! Unbedingt die Warnhinweise auf der Produktverpackung beachten!

Seile veredeln schnelle Methode3Anschließend kann auch das Färben des Seils in der Waschmaschine erfolgen. Dafür eignet sich normale Textilfarbe. (Wir haben mit Simplicol gute Erfahrungen gemacht – ein Paket reicht für etwa 8 Seile à 8 Meter.) Trockeneres Seil färbt oft besser bis in die inneren Schichten. Wer darauf Wert legt und bei den vorherigen Schritten den Schleudergang deaktiviert hatte, sollte das Seil vor dem Färben möglichst etwas trocknen bzw. einmal unter Aufsicht schleudern lassen.

Hinweis: Je nach Waschmaschinentyp kann es vorkommen, dass sich Reste der Textilfarbe noch in der Waschkammer befinden. Bitte unbedingt kontrollieren, ob das Färbemittel komplett abgepumpt wurde. Andernfalls die Waschmaschine gründlich reinigen. Dazu kann beispielsweise das Waschprogramm ohne Wäsche durchlaufen werden.

Sobald das Seil fertig gewaschen und ggf. gefärbt ist, kann es vollständig getrocknet werden. Schneller geht es, wenn man das Seil entwirrt und ohne Wäschesack (unter Aufsicht) einmal schleudern lässt. Dies beschleunigt die Trockenzeit enorm! Um das Seil vollständig zu trocknen, kann ein Trockner benutzt werden. Ansonsten kann das Seil auch einige Tage ausgebreitet zum Trocknen liegengelassen werden. Wenn das Seil beim Trocknen nicht gespannt ist, zieht es sich allerdings stark zusammen und verliert fast völlig die Spannung. Dies ist normalerweise kein Problem und korrigiert sich wieder, wenn das Seil gebrochen wird. Manchmal kann es jedoch auch vorkommen, dass das Seil hierbei völlig unbrauchbar wird.

Hinweis: Im Zweifelsfall kann jeder Schritte auch durch den entsprechenden Schritte aus der gründlichen Methode übernommen werden. Dies verbessert das Ergebnis, erhöht aber natürlich auch wieder den Aufwand.

Im Anschluss muss das Seil durch einen Karabiner gezogen werden, um es zu brechen. Dann kann es mit einer rußarmen Flamme (z.B. von einer Lötlampe) abgeflammt werden. Nun muss es erst mit einem trockenen Tuch saubergerieben und abschließend geölt werden. Dazu eignet sich zum Beispiel Babyöl. Mehr Details zu den Schritten in diesem Abschnitt sind in der gründlichen Methode beschrieben.

Hanfseil/Juteseil veredeln (Gründliche Methode)

Seile veredeln gruendliche Methode1Beim Fesseln spielt die Qualität der Seile ein wichtige Rolle. Wenn Seile in Handarbeit gefertigt wurden, sind diese eventuell von Haus aus bereits zum Fesseln geeignet. Bestellt man die Seile jedoch in einer modernen Seilerei, ist dies normalerweise nicht der Fall. Zusätzlich zum Pflanzenleim befinden sich oft auch Holzstücke und andere Verunreinigungen im Seil. Das macht es nötig, die Seile zu waschen und nachzubearbeiten, um angenehm weiches Seil zu erhalten. Von eBay-Händlern sollte man lieber Abstand nehmen, da dort sehr oft Seile minderer Qualität angeboten werden, deren kurze Fasern schnell aufdröseln und dann auch nicht mehr zu retten sind. Naturfaserseile werden traditionell als 220 m am Stück gefertigt und als sogenannte Trosse verkauft. Je nach Händler ist es aber normalerweise auch möglich, zugeschnittenes Seil als Meterware zu bekommen. Trossen haben jedoch einen günstigeren Preis pro Meter.

Seile veredeln gruendliche Methode2

Beim Zuschneiden sollte beachtet werden, dass sich das Seil im Prozess etwas verkürzen kann. Es empfiehlt sich dennoch, das Seil vor dem Veredeln zuzuschneiden, da es schwierig (nahezu unmöglich) ist, langes, nasses Seil zu entwirren. Traditionell wird das Seil in 8 m lange Stücke zugeschnitten. Optimal ist es, wenn das Seil maximal etwas mehr als 4 mal so lang ist wie die Armspanne des Fesselnden. Auf diese Weise kann das Seil, wenn es doppelt genommen wird, mit nur einem Nachgreifen durchgezogen werden. Je nach Körperbau des zu Fesselnden kann es aber hilfreich sein, die Seile länger oder kürzer zurechtzuschneiden.

Tipp: Zum Zuschneiden der Seile kann man das Sicherheitsmesser oder die Sicherheitsschere benutzen, die man sowieso beim Bondage als Sicherheitsvorkehrung dabeihaben sollte. So lernt man den gezielten Umgang mit dem Werkzeug.

Seile veredeln gruendliche Methode3Zuerst wird das Seil locker (nicht zusammengebunden) in den Kochtopf gelegt und mit reichlich Wasser bei etwa 60° „gekocht“. Hierbei wird starker Geruch freigesetzt. Auf ausreichende Belüftung achten! Sobald etwa 40 Minuten vergangen sind, sollte das Wasser gewechselt werden. Dieser Vorgang muss 2 bis 3 Mal durchgeführt werden, bevor es zum nächsten Schritt weitergeht. Seile veredeln gruendliche Methode4

Da nasses Hanfseil/Juteseil sich zusammenzieht, ist es sinnvoll, das Seil zum Trocknen aufzuspannen. Dabei muss dann alle 4 Stunden nachgespannt werden. Andernfalls kann es passieren, dass das Wasser beim Trocknen sogenannte Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den Cellulosefasern erzeugt, die das Seil anschließend aufgedröselt und schlaff werden lassen. Die Zeit, die das Seil zum Trocknen braucht, ist abhängig von der Luftfeuchtigkeit und nimmt normalerweise mindestens 2 bis 3 Tage in Anspruch. Auch wenn das Seil sich äußerlich schnell trocken anfühlt, ist es im Inneren noch feucht.

Seile veredeln gruendliche Methode5Wenn das Seil gefärbt werden soll, ist dies nun der richtige Zeitpunkt dafür. Zum Färben eignet sich normale Textilfarbe (wir haben mit Simplicol gute Erfahrungen gemacht – ein Paket reicht für etwa 8 Seile à 8 Meter), wie sie auch für Produkte aus Baumwolle verwendet wird. Bitte bei der Verwendung die Hinweise des Herstellers beachten! Im Anschluss an das Färben muss das Seil wie zuvor beschrieben erneut getrocknet werden. Das Färben kann auch ohne vorheriges Trocknen durchgeführt werden. Dabei wird das Seil jedoch meist nicht vollständig durchgefärbt, was einen ungleichmäßigen Farbeindruck zur Folge hat.

Seile veredeln gruendliche Methode6 Nun werden die Fasern gebrochen und aufgelockert, indem das Seil mit etwas Kraft durch einen Karabiner oder Ähnliches gezogen wird. Hierdurch wird das Seil weicher und anschmiegsamer. Seile veredeln gruendliche Methode7

Anschließend werden alle losen Faserenden mit einer kleinen Flamme abgebrannt. Eine Lötlampe oder die Flamme von einem Gasherd eignen sich hierzu besser als die Flamme einer Kerze, da diese zusätzlichen Ruß ins Seil bringt. Das Seil muss zügig durch die Flamme gezogen werden, damit es nicht anbrennt. Anschließend sollte das Seil noch mehrmals durch ein sauberes Tuch gezogen werden, um den Ruß abzuwischen. Sobald das Seil nur noch wenig abfärbt, kann es noch mit etwas Babyöl eingeölt werden, indem man das Öl auf ein Tuch träufelt und das Seil anschließend durchzieht. Kamelienöl oder Lederwachs eignet sich hierfür auch. Jedoch sollte darauf geachtet werden, dass das verwendete Produkt nicht ranzig wird oder auf Kleidung zu Flecken führt.

Hinweis: Das Brechen kann auch als Letztes (nach dem Einölen) durchgeführt werden. Dies soll schonender für das Seil sein, kann jedoch zu neuen losen Fasern führen. Ein echter Unterschied ließ sich jedoch nicht feststellen.

Seile veredeln gruendliche Methode8Nun ist das neue Seil fast schon einsatzbereit. Es sollte jedoch noch bis zu 24 Stunden liegen, damit das Öl vollständig einziehen kann und nicht beim ersten Gebrauch abgerieben wird.

Viel Spaß beim Fesseln!