In diesem Artikel soll es vor allem um Tüddeltreffs gehen. Ein Tüddeltreff ist eine Veranstaltung, die Personen das gegenseitige Fesseln ermöglichen soll. Die Regeln, die wir hier aufführen, haben wir mit größter Sorgfalt zusammengetragen und sie gelten normalerweise auch für andere BDSM-Veranstaltungen. Besonderheiten merken wir an den entsprechenden Stellen an. Allerdings können auf jeder Veranstaltung auch immer andere Regeln gelten und das letzte Worte haben die Organisatoren, die bestimmen was erlaubt ist und was nicht!
Personen die sich fesseln lassen werden meist als „Ropebunny“ bezeichnet, während die aktiv fesselnden Personen als „Rigger“ bezeichnet werden. Andere Bezeichnungen für Personen in der bestimmenden Rolle sind „Top“ oder „Dom“. Diejenigen in der empfangenden Rolle nennt man auch „Bottoms“ oder „Subs“.
Hinweis: Die Bezeichnung „Ropebunny“ stößt gelegentlich auf Unbehagen bei Personen, die den Begriff nicht spielerisch verstehen sondern ihm eine abwertende Bedeutung zuschreiben. Als Alternative kann das Wort „Modell“ benutzt werden, wie es z.B. bei Übungspartnern von Frisören üblich ist, oder einfach
„Fesselpartner/in“.
Sofern es nicht ausdrücklich anders angegeben ist, kann jeder an einem Tüddeltreff oder sonstiger BDSM-Veranstaltung teilnehmen. Dabei ist es unerheblich ob jemand schon viel Erfahrung hat, es zum ersten Mal ausprobieren möchte oder auch einfach nur neugierig ist. Ggf. ist allerdings eine Anmeldung im Vorfeld nötig. Auf einem Tüddeltreff sollte, sofern nicht anders angegeben, normale und bequeme Straßenkleidung getragen werden. Auf anderen BDSM-Veranstaltungen ist häufig eher elegantere Kleidung angebracht. Dort können auch Fetisch-Outfits getragen werden. Ausschließlich schwarz zu tragen ist allerdings nicht notwendig, obwohl es manchmal so erscheint. Oft wird auch ein Motto oder ein Dresscode vorgegeben, an den man sich möglichst halten sollte, um nicht sofort unangenehm aufzufallen.
Hinweis: Egal ob nun es nun um einen Tüddeltreff oder andere Veranstaltung geht: Wer sich unsicher ist oder Fragen hat, sollte einfach mal im Vorfeld mit den Organisatoren sprechen. Diese sind, unserer Erfahrung nach, sehr hilfsbereit.
Alkohol ist auf Tüddeltreffs üblicherweise absolut unerwünscht! Natürlich kommt es gelegentlich vor, dass vereinzelt mal ein Bier getrunken wird. Dabei sollte jedoch stets bedacht werden, dass selbst kleine Mengen Alkohol schon einen großen Einfluss auf die Fähigkeit haben können, Risiken zu bewerten! Dies kann unter Umständen dazu führen, dass der Rigger unachtsam wird oder die Gefahr einer Aktion völlig unterschätzt. Die Folgen bekommt das Ropebunny dann unangenehm zu spüren. Deshalb: Bitte kein Alkohol auf Tüddeltreffs!
Eine weitere Gefahrenquelle, die schnell übersehen werden kann, geht von herumliegenden Seilen aus. Insbesondere wenn viele Personen auf kleinem Raum tüddeln, kann jemand durch einen unachtsamen Schritt auf einem Seil ausrutschen oder darin hängen bleiben.
Dies ist sehr leicht zu vermeiden, indem Seile nach Benutzung möglichst sofort wieder aufgewickelt werden, statt sie unachtsam herumliegen zu lassen. Außerdem trägt dies nicht nur zur Ordnung im Raum bei, sondern hilft dem Rigger nicht erst zeitaufwändig Seilknäule entwirren zu müssen, während ein ungeduldiges Ropebunny vielleicht bereits darauf wartet, vertüddelt zu werden.
Auf einem Tüddeltreff gibt es keine Pflicht mitzumachen. Wer jedoch gerade lieber zusehen möchte, sollte neben allen üblichen Höflichkeitsregeln unbedingt noch folgende Besonderheiten beachten.
Im alltäglichen Leben werden (meist unbewusst) gewisse Distanzen zu Menschen eingehalten, die davon abhängig sind, wie nahe man der anderen Person steht. Hier ist dies mal anhand von Kreisen dargestellt. Bis zum roten Ring dürfen sich Personen aufhalten, die gut befreundet mit der Person in der Mitte sind. Der grüne Ring ist die Entfernung, auf die sich neutral empfundene Personen nähern können, die nicht mit der Person in der Mitte befreundet sind. Der blaue Ring ist der Abstand, den völlig fremde Personen oder Personen, die als negativ empfunden werden, einhalten sollten.
Wichtiger Hinweis: Die Abstände, die man gegenüber einer Person einhalten sollte, variieren je nach Stimmung sehr stark. Wenn eine Person sehr entspannt ist, ist ein kleiner Abstand durchaus angemessen. Wenn eine Person sich allerdings unwohl fühlt oder die Situation als peinlich empfindet (zum Beispiel weil sie gefesselt ist), dann können diese Abstände sehr viel größer sein als im Alltag!
Auch wenn es normalerweise keine Pflicht zum Mitmachen gibt, ist der Tüddeltreff keine Publikumsveranstaltung. Je nach Stimmungslage kann das Fesseln zwischen zwei Personen sehr intim werden. Hierbei ist besonders darauf zu achten als Zuschauer nicht störend in die „Szene“ einzuwirken. Zum Beispiel durch zu geringe Distanz, penetrantes Starren oder „reinquatschen“.
Wer den Wunsch verspürt, in einer aktiven „Szene“ mitzumachen oder sehr nahe am Geschehen zu sein, sollte dies idealerweise vorher mit den aktiven Personen abgesprochen haben oder sich ansonsten möglichst zurückhaltend und vorsichtig bemerkbar machen. Spätestens nach einer Zurückweisung sollte dann auch wieder eine ausreichende Distanz eingehalten werden.
Gleiches gilt bei Fragen oder Kontaktaufnahmen, die ausschließlich an den aktiven Part gerichtet sind. Auch solche Unterbrechungen wirken sich oft negativ auf alle Beteiligten einer Szene aus, stören die Atmosphäre oder holen im schlimmsten Fall die Personen aus ihrem Mindset und machen es ihnen unmöglich, die Szene fortzusetzen.
Hinweis: Vereinzelt kommt es auch vor, dass eine Person sich selbst fesselt, ohne Partner. Auch dies ist eine „Szene“, die mit der gleichen Zurückhaltung respektiert werden sollte, wie dies auch bei tüddelnden Pärchen getan wird. Auch eine „Ein-Personen-Szene“ ist eine „Szene“!
Eine Person die sich unterwürfig verhält, passiv ist oder sich fesseln lässt, ist nicht automatisch Jedermanns Spielzeug! Obwohl dies eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, müssen Einzelpersonen gelegentlich darüber aufgeklärt werden, dass unterwürfige oder gefesselte Menschen auf Veranstaltungen wie Tüddeltreffs nicht ungefragt begrabscht, erniedrigt oder sonstwie belästigt werden dürfen. Dies ist nämlich NICHT der Fall! Hier gelten die selben Regeln wie auch überall sonst im Leben: Jede Person entscheidet selbst, mit wem sie intim werden möchte und was sie als intim empfindet. Wer dies nicht respektieren kann, gehört nicht auf eine BDSM-Veranstaltung.
Merksatz: Ein(e) Sub ist nicht zwangsläufig auch dein(e) Sub!
Auf jeglichen BDSM-Veranstaltungen gilt normalerweise ausdrückliches Fotografie-Verbot! Dies soll zum Schutz der einzelnen Teilnehmer beitragen. Die meisten Personen empfinden solche Veranstaltungen als etwas eher intimes und möchten daher entweder gar keine Fotos oder zumindest sehr genau kontrollieren können, wer Fotos von ihnen besitzt, die sie in den Zusammenhang mit BDSM bringen könnte. Die ist teilweise gesetzlich zwar schon durch die Rechte am eigenen Bild gewährleistet, kann aber im Einzelfall nicht immer kontrolliert werden. Besonders wenn viele Fotos von mehreren Personen gemacht werden. Um dieses Problem gar nicht erst aufkommen zu lassen und um eine völlig entspannter Atmosphäre zu schaffen, in der sich jeder möglichst wohl fühlt, sind Fotos generell verboten. Gelegentlich gibt es auch Ausnahmen, in denen bestimmte Personen beauftragt und/oder bestimmte Räumlichkeiten bereitgestellt werden, um Erinnerungsfotos zu ermöglichen. Sollte dies nicht der Fall sein, kann eventuell einer der Organisatoren auch eine Ausnahme genehmigen, die aber unbedingt auch kontrolliert werden sollte um sicherzustellen, dass niemand abgelichtet wurde, der nicht vorher seine Zustimmung gegeben hat!
Wenn Dinge mit hoher Geschwindigkeit und großer Reichweite durch den Raum gewirbelt werden, dann gilt natürlich immer große Vorsicht. Das betrifft ALLE Teilnehmer. Dass man mit einem Seil oder einer Peitsche nicht unachtsam umgeht, sollte selbstverständlich sein. Achtet aber bitte auch darauf, wo ihr entlang lauft und ob dort gerade ein Rigger mit Seil hantiert oder evtl. eine Peitsche geschwungen wird. Gerade beim Fesseln oder Spielen benötigen die Personen etwas mehr Platz. Darauf sollte inbesondere auch geachtet werden, wenn man sich zu anderen Personen dazu setzt. Andernfalls muss man damit rechnen, mal etwas abzubekommen und ist daran dann auch selbst Schuld.
Wenn trotz Sicherheitsabstand ein Unfall passiert, sind meistens beide teilweise Schuld. Während ein Seil dann normalerweise einfach nur unangenehm schmerzt, ist eine Peitsche wesentlich gefährlicher und kann auch ernste Verletzungen hinterlassen. Dies kann dann unangenehme Streitigkeiten auslösen oder sogar zu einer Anzeige führen.
All diese Regeln sollen dazu dienen, jedem Teilnehmer eine angenehme und entspannte Atmosphäre zu bieten, in der sorgenfrei drauflosgetüddelt oder -gespielt werden kann, ohne Sorge vor Verletzungen oder Übergriffen haben zu müssen. Also haltet euch bitte daran.
Wir wünschen viel Spaß beim Knoten und Spielen!